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Brauner Sumpf in Westsachsen: Rechter Zwickauer Stadtrat nannte sich "Paul Panther"
Die Frühlingsstraße mit den kleinen Vorgärten in Zwickau-Weißenborn ist zum Ausflugsort des Terrortourismus geworden.
Im Minutentakt halten Autos vor dem gelben Doppelhaus mit dem schwarzen Loch im Dach, das aussieht wie ein fauler Zahn. Fahrer steigen aus, schießen ein paar Fotos, rollen wieder davon.
Das Haus mit der Nummer 26 und dem ausgebrannten Obergeschoss ist von Gitterzaun und weiß-rotem Flatterband umgeben, in der Seitenstraße sind Polizisten postiert.
Vor der Tür liegt Schutt, den die Spurensicherung durchkämmt hat. Auf dem Bürgersteig gegenüber sammeln sich Grüppchen von Neugierigen. Nachbarkinder verkaufen heißen Apfelsaft für 20 Cent.
Die Adresse ist ein Ort des bundesweiten Schreckens geworden. Das Trümmerhaus war das ehemalige Quartier des braunen Terrortrios Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.
Das Haus, in dem sie vier Jahre lang lebten, hatte Zschäpe drei Stunden nach dem Selbstmord der beiden angesteckt und dann die Flucht ergriffen, ehe sie sich doch der Polizei stellte.
In der verkohlten Wohnung fanden Ermittler Waffen, Masken und andere Spuren, die sie zu einer Serie von Kapitalverbrechen führte. In den Trümmern lag auch ein Speicherstick mit einer Art Todesliste.
Doch warum gerade Zwickau? Was führte die Thüringer, die 1998 nach einer Razzia offiziell von der Bildfläche verschwanden, in Sachsens viertgrößte und doch kleine Großstadt mit nicht mal 100.000 Einwohnern? Und wie konnte die Terrorzelle mit dem Namen Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) dort jahrelang unauffällig leben, ja, untertauchen?
Agiles rechtsextremes Milieu
Eine Spurensuche zeigt: Möglicherweise war die Troika gar nicht so isoliert, wie es zunächst den Anschein hatte. Möglicherweise hatten sie ein größeres Netzwerk, zu dem nicht nur der inzwischen in Niedersachsen verhaftete Holger G. und Matthias D. gehörten.
Jenem ominösen Hintermann aus dem nahen Johanngeorgenstadt, der die Wohnungen in der Frühlingsstraße und der Polenzstraße sowie Wohnmobile für die drei angemietet hatte, sich aber nun via Anwalt ahnungslos zeigt.
Zwar ist Zwickau bislang nicht als Neonazi-Hochburg bekannt, dennoch ist dort ein agiles rechtsextremes Milieu herangewachsen. „Wir warnen seit Jahren davor, dass die rechte Szene hier immer stärker wird“, sagt Sabine Zimmermann, die Regionsvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Einer der braunen Protagonisten ist der Stadtrat Peter Klose, der Ende 2006 für die NPD in den Landtag einzog. Der 58-Jährige hängt schon mal am Geburtstagdatum Adolf Hitlers, dem 20. April, die Reichskriegsflagge aus dem Fenster seiner Wohnung in der Talstraße. Seinen Schäferhund nannte er Adolf, zahlte aber keine Hundesteuer.
Mittlerweile ist er parteilos – er trat am 20. April dieses Jahres mit verbalen Angriffen auf „geldgeile Emporkömmlinge“ in der NPD aus der Partei aus.
Auf seiner Facebook-Seite nannte sich Klose in den vergangenen Wochen „Paul Panther“; die rosarote Zeichentrickfigur ist noch heute unter seinen Profilbildern zu finden. Es ist eben jene Comicfigur, die durch den menschenverachtenden Bekennerfilm des Terrortrios marschiert und sich mit den Morden brüstet.
Kannte Klose die Videos? Wusste er von den Morden, für die sich das Trio feiert? Verschickte er sogar die Kopien, die vor ein paar Tagen bei der Linken auftauchten?


Klose streitet dies vehement ab. Sein Facebook-Auftritt sei „reiner Zufall“, lässt er mitteilen. Er habe Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt „nicht gekannt“ und keine Verbindung zu den Terroristen gehabt. Ob das stimmt, bleibt vorerst Kloses Geheimnis.
Zu seinen Mitarbeitern gehörte der wegen Volksverhetzung vorbestrafte Rechtsextremist Christian Bärthel. Der Mann aus dem thüringischen Ronneburg – auch das Trio kam aus Thüringen – ist bekannt als Aktivist und Strippenzieher im braunen Untergrund.
Seit Klose im Mai 2007 sein NPD-Wahlkreisbüro in der Zwickauer Stiftstraße eröffnete, hätten die sogenannten Freien Kräfte in der Region ihre Strukturen ausbauen können, sagt Sabine Zimmermann. Das mittlerweile wieder geschlossene Büro sei „Dreh- und Angelpunkt“ der teilweise militanten braunen Truppen geworden.
Klose habe diese Freien Kräfte unterstützt, sagt auch René Hahn, Zwickauer Stadtrat für die Linke und Kenner der Szene. Hahn geht davon aus, dass das Terrortrio sehr wohl Kontakte zum „Freien Netz“ unterhielt.
Es sei ein über das Internet organisierter Bund von jungen Rechtsextremisten, dem allein in der Region Zwickau etwa 50 Neonazis angehören sollen.
Als eine ihrer Schlüsselfiguren gilt Thomas G., ein Thüringer Aktivist und Hintermann der Kameradschaftsszene, der auch im Thüringer Heimatschutz aktiv gewesen sein soll – dem auch Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt angehörten.
Nach Einschätzung der ostdeutschen Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus ist das Freie Netz inzwischen die zentrale Organisationsstruktur der Neonaziszene in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ihr werden Hunderte Anhänger zugeschrieben.
In Zwickau fällt das Freie Netz immer wieder durch Aufmärsche, Schlägereien und Angriffe auf Ausländer, Andersdenkende und sogar Polizisten auf, wie beim Stadtfest 2010.
Die Opferberatung in Chemnitz registrierte von Anfang 2008 bis Juni dieses Jahres 23 rechtsmotivierte Angriffe. Auch der Verfassungsschutz beobachtete diverse Aktionen in Zwickau wie eine Demo am 1. Mai vorigen Jahres mit 400 Teilnehmern unter dem Motto „Arbeit für Deutsche“.
"Man hat sie gesehen, aber nicht gekannt"
Hahn, der sich im Verein Roter Baum für den Aufbau eines alternativen Jugendzentrums engagiert, kennt deren Bedrohungspotential aus eigener Erfahrung. Der 30-Jährige wurde mehrfach angepöbelt, beleidigt, attackiert.
Das plötzliche Auftauchen des Terrortrios hatte Hahn zunächst überrascht. Mittlerweile weiß er aber von einigen, die Zschäpe in der Stadt gesehen haben, beim Einkaufen oder in einer Gaststätte in der Schneeberger Straße. „Sie war zweimal da, immer in Begleitung mehrerer Männer“, erzählt ein Gastronom, der ihr Bild in den Medien wiedererkannte.
Auch bei einem Imbiss in der Polenzstraße, wo Zschäpe zuerst wohnte, holte sie sich öfter ein Mittagessen.
„Man hat sie gesehen, aber nicht gekannt“, sagt ein Beobachter in der Frühlingsstraße. Bei den Sicherheitsbehörden scheint es erstaunlicherweise umgekehrt gewesen zu sein.
Der DGB und die Stadt planen nun für nächsten Freitag eine „Mahnung der Anständigen“. Nach dem Schock für Zwickau, sagt Sabine Zimmermann, gehe es nun darum, das Image der Stadt wieder aufzuwerten.
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: wolin-w (17.11.2011) W
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