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ARD-Moderator: Yogeshwar zwischen Atomlobby und Japan-Drama
Im Juni 2009 brachte das NDR-Medienmagazin „Zapp“ einen Beitrag, in dem es sich sehr kritisch mit den Nebenbeschäftigungen diverser öffentlich-rechtlicher Moderatoren beschäftigte. Das geneigte Publikum erfuhr so, dass der „Tagesthemen“-Moderator Tom Buhrow für einen Auftritt im Auftrag der Sektkellerei Söhnlein mehr als 10.000 Euro bekommen hatte. Die Deutsche Bank sei gar bereit gewesen, die Mitwirkung des ARD-Manns an einer dann kurzfristig abgesagten Veranstaltung mit 20.000 Euro zu honorieren.
Auch andere öffentlich-rechtliche Starmoderatoren wie Claus Kleber, Anja Kohl, Peter Hahne oder Petra Gerster verdienten sich mit Auftritten für Privatunternehmen ein lukratives Zubrot. So mancher bei ARD und ZDF mochte darin nichts Anrüchiges sehen. Zwar überarbeiteten einige Sender – auch unter dem Druck der Öffentlichkeit – die Regeln, nach denen Nebentätigkeiten zulässig sind. Doch hinter vorgehaltener Hand machte der eine oder andere deutlich, was seiner Ansicht nach das eigentliche Problem sei: die Redaktion „Zapp“, bei der nur Nestbeschmutzer arbeiteten.
Dass Nebentätigkeiten ihres Spitzenpersonals tatsächlich aber ein massives Problem für ARD und ZDF sein können, zeigt nun der Fall Ranga Yogeshwar. Der Wissenschaftsjournalist, der in Sondersendungen der ARD zum Unglück im japanischen Kernkraftwerk Fukushima als Experte auftritt, arbeitete nach Informationen des Mediendienstes Meedia in der Vergangenheit auch für die deutsche Atomwirtschaft.
Moderator und Gastredner für E.on
Konkret habe Yogeshwar 2007 und 2008 die Verleihung des Future Award des Kernkraftwerkbetreibers E.on moderiert. 2008 sei er bei dieser Veranstaltung auch als Gastredner aufgetreten. Im selben Jahr habe er zudem die Moderation der E.ON International Research Awards übernommen.
Meedia listet noch weitere Nebentätigkeiten Yogeshwars auf, die allerdings nur mittelbar mit der Atomwirtschaft in Zusammenhang stehen: So moderierte er 2009 die Verleihung des Innovationspreises der deutschen Wirtschaft, zu dessen Stifterkreis auch der Kernkraftwerksbetreiber EnBW zählt.
2004 beteiligte sich Yogeshwar an der Initiative „Zukunft Technik entdecken“, des Stahlkonzerns Thyssen Krupp, der auch Kernkraftwerke baut. Und im Juni 2011 wird er für den Zentralverband Elektrotechnik und Elektroindustrie eine Veranstaltung moderieren, auf der er auch ein Gespräch mit Siemens-Chef Peter Löscher führen soll. Auch Siemens engagiert sich beim Bau von Kernkraftwerken.
"Meine Position ist unverändert kritisch"
Yogeshwar bestreitet dies nicht. Im Gegenteil: Gegenüber Meedia erwähnt er, 2010 sogar an „einer Strategiesitzung von E.on zum Thema Energie" teilgenommen zu haben. Dort habe er seine Meinung deutlich artikuliert: „Meine Position in Sachen Kernenergie ist seit 25 Jahren unverändert kritisch.“
Die Kernschmelze ist ein extrem gefährlicher Unfall in einem
Kernreaktor. Dabei erhitzen sich die Brennstäbe so sehr, dass
sie schmelzen. Im ummantelten Brennstab befindet sich der Stoff, der
gespalten wird – also Uran oder Plutonium.
Der größte anzunehmende Unfall (GAU) in einem Atomkraftwerk
bezeichnet den schwersten, unter Einsatz aller Sicherheitssysteme noch
beherrschbaren Störfall. Die Umwelt wird dabei nicht über die zulässigen
Grenzwerte hinaus mit Strahlen belastet.
Von einem „Super-GAU“ spricht man hingegen, wenn ein Unfall
nicht mehr beherrschbar ist, der Reaktorkern schmilzt oder der
Druckbehälter birst. Bei einer Kernschmelze erhitzen sich die Brennstäbe so
sehr, dass sie ihre feste Form verlieren. Im ummantelten Brennstab befindet
sich der Stoff, der gespalten wird – also Uran oder Plutonium. Zur
Kernschmelze kann es etwa kommen, wenn Kühl- und Sicherungssysteme
gleichzeitig oder kurz nacheinander ausfallen.
Zur Kernschmelze kann es etwa kommen, wenn Kühl- und Sicherungssysteme
gleichzeitig oder in kurzer Zeit nacheinander ausfallen. Wenn die gesamte
geschmolzene Masse auf den Boden des Behälters sinkt, kann sie sich durch
die Wände des Reaktors fressen. Dabei können radioaktive Substanzen nach
Außen gelangen. Mit einer Kernschmelze gehen häufig Dampf- und
Wasserstoffexplosionen einher.
Natürliches Cäsium 133 ist ein goldglänzendes, sehr weiches Metall und kommt
in winzigen Spuren in den Gesteinen der Erdkruste vor. Sein radioaktiver
Verwandter, das gefährliche Cäsium 137, entsteht bei der
Kernspaltung. Bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 waren große
Mengen davon entwichen. Es kann über die Abluft oder das Abwasser aus
Atomanlagen gelangen und wird direkt oder über die Wurzeln von den grünen
Teilen der Pflanzen aufgenommen. Über diesen Umweg kommt es auch in Milch,
Fleisch und Fisch. Pilze waren nach der Katastrophe von Tschernobyl
besonders belastet.
Hohe Konzentrationen von Cäsium können Muskelgewebe und Nieren des Menschen
schädigen. Es verteilt sich gleichmäßig im Körper, so dass seine Strahlung
den ganzen Organismus trifft. Cäsium 137 wird aber auch zur
Strahlenbehandlung in der Krebstherapie, bei Materialprüfungen oder zum
Betrieb von Atomuhren eingesetzt. Es zerfällt mit einer Halbwertszeit von 30
Jahren – das ist die Zeitspanne, die vergeht, bis die Hälfte der
Radioaktivität abgebaut ist. dpa
Bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 waren große Mengen davon
entwichen. Es kann über die Abluft oder das Abwasser aus Atomanlagen
gelangen und wird direkt oder über die Wurzeln von den grünen Teilen der
Pflanzen aufgenommen. Über diesen Umweg kommt es auch in Milch,
Fleisch und Fisch. Pilze waren nach der Katastrophe von Tschernobyl
besonders belastet.
Der Versuch von Meedia dem Moderator nachzuweisen, dass er ganz so kritisch nicht sein kann, wirkt dann allerdings reichlich bemüht. Yogeshwar, heißt es in dem Stück, habe am 17. März 2011 auf tagesschau.de die Situation in Fukushima als „nicht aussichtslos“ und die eingeleiteten Maßnahmen als „in Ordnung“ bezeichnet, obwohl die ARD im selben Artikel geschrieben habe, die Lage dort sei „außer Kontrolle“.
Das ist Erbsenzählerei und geht am Kern des Problems vorbei. Die Frage ist vielmehr, ob jemand, der sich auch von der Atomwirtschaft bezahlen lässt, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen als unabhängiger Experte präsentiert werden darf. War die ARD über Yogeshwars Jobs bei E.on im Bilde?
WDR war über Nebenbeschäftigungen informiert
Offenbar war sie es. Kollegen seines Haussenders WDR, habe er 2010 vorab darüber informiert, dass er an einer E.on-Strategiesitzung teilnehmen werde, sagte der Moderator Meedia. Auch von Yogeshwars Nebenbeschäftigungen bis 2008 wusste der WDR. Sie wurden vom Sender genehmigt, wie eine Sprecherin auf Anfrage bestätigt.
Alle späteren Nebenjobs waren nicht mehr genehmigungspflichtig, denn der Wissenschaftsjournalist ist inzwischenfreier WDR-Mitarbeiter.
An Ihrem Starmoderator Yogeshwar, der wegen seiner unaufgeregten Art zuletzt von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ als „Glücksfall fürs deutsche Fernsehen“ gelobt wurde, hält die ARD einstweilen fest. Er stehe für ein Gespräch leider nicht zur Verfügung, sagte eine Sendersprecherin, da er sich gerade auf eine weitere Sondersendung vorbereite.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: wolin-w (22.03.2011)
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