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Tödlicher Darmkeim: Erste Sprossen-Proben aus Niedersachsen EHEC-frei
Erste Labortests von Sprossen aus einem niedersächsischen Saatgutbetrieb haben nach amtlichen Angaben noch keinen Nachweis von Erregern der lebensgefährlichen Ehec-Darminfektionen erbracht.
Die Untersuchungen seien aber noch nicht abgeschlossen, teilte das Landwirtschaftsministerium in Hannover mit. Bislang sind in Deutschland rund 1600 EHEC-Erkrankungen bekannt geworden. Mit dem EHEC-Erreger werden inzwischen 21 Todesfälle in Verbindung gebracht.
Trotzdem geht die Suche weiter. Forscher setzen besonders auf ältere Packungen, die von Konsumenten abgeliefert werden. In Hamburg war am Montag eine mehrere Wochen alte Packung mit Sprossengemüse aufgetaucht, das für die Infektionswelle mit dem gefährlichen EHEC-Erreger verantwortlich sein könnte. Die 100-Gramm-Packung der Mischung „Milde Sprossen“ stammt aus dem Bio-Betrieb in Bienenbüttel bei Uelzen, den die Behörden als Infektionsherd im Visier haben, und trägt das Ablaufdatum 23.4. Der 42-jährige Hamburger Andreas R. hatte die Packung in seinem Kühlschrank vergessen. Er war selbst – möglicherweise nach dem Verzehr von anderem Sprossengemüse – an EHEC erkrankt und lag tagelang auf einer Isolierstation in einem Lüneburger Krankenhaus. Mittlerweile ist der Mann von der Infektion wieder genesen. Die alte Packung könnte den Behörden die Möglichkeit eröffnen, die Infektionsquelle zweifelsfrei nachzuweisen. „Wenn im April EHEC-Keime in der Packung waren, dann sind sie immer noch drin“, sagte die Leiterin der Lebensmittelüberwachung im Bezirksamt Eimsbüttel, Marianne Pfeil-Warnke.
Die Sprossen, die von Andreas R. im Bezirksamt abgeliefert wurden, werden nun vom Institut für Hygiene und Umwelt untersucht. Wann das Ergebnis vorliegen wird, war zunächst unklar.
Bisher waren auf acht in Hamburg untersuchten Sprossen-Proben keine EHEC-Darmkeime entdeckt worden. Fünf der Proben stammten aus dem inzwischen gesperrten Betrieb im niedersächsischen Bienenbüttel, teilte die Hamburger Gesundheitsbehörde mit. „Das bedeutet aber nicht, dass die Erkenntnisse des niedersächsischen Verbraucherschutzministeriums in Zweifel zu ziehen wären, da sich nach bisherigen Erkenntnissen EHEC nicht gleichmäßig auf die Produkte eines Betriebes verteilt.“ Das Institut für Hygiene und Umwelt hatte die Proben bei Schwerpunktuntersuchungen zum EHEC-Ausbruch analysiert.
Die Ermittlungen seien schwierig, weil die Geschehnisse zwei bis vier Wochen zurückliegen, sagte der Sprecher des Verbraucherministeriums, Gert Hahne, in Hannover. Möglicherweise sei der Keim gar nicht mehr nachzuweisen. Inzwischen hätten sich aber Bürger gemeldet, die in Reformhäusern gekaufte, noch ungeöffnete Sprossenpackungen zur Untersuchung zur Verfügung stellten. „Auf solche Hinweise sind wir angewiesen“, betonte der Sprecher.
EHEC-Keime sind eine besonders gefährliche Form des Darmbakteriums Escherichia
coli. Natürliches Reservoir der Bakterien ist der Darm von Wiederkäuern,
speziell von Rindern.
Die Keime können durch rohes Fleisch und rohe Milch, aber auch von Mensch zu
Mensch übertragen werden.
Eine EHEC-Infektion führt zu Durchfällen, die auch blutig sein können. Weitere
Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen. Als Folge
droht das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das zu einer schweren
Nierenschädigung und sogar zum Tode führen kann.
Das Robert Koch-Institut hat seit Einführung der Meldepflicht 2001 in
Deutschland jährlich zwischen 800 und 1200 EHEC-Erkrankungen registriert.
Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung Hannover sollen die Keimsprossen, die möglicherweise den EHEC-Erreger enthielten, auch aus China nach Deutschland gekommen sein. Demnach seien Azuki-Bohnen aus chinesischer Saat als Bestandteil der verdächtigen „Milde Sprossen-Mischung“ auf dem Hof verarbeitet worden. Das niedersächsische Verbraucherministerium beruft sich bei seinem EHEC-Verdacht gegen einen Biohof aus Bienenbüttel (Kreis Uelzen) auf eine Indizienkette. Diese wurde vom niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz (LAVES) ausgearbeitet. So erkrankte beim Erzeugerbetrieb in Bienenbüttel nach Darstellung des Ministeriums eine Mitarbeiterin an EHEC. Eine weitere Mitarbeiterin litt unter Durchfall, hier konnte der Keim aber nicht nachgewiesen werden. Über einen Zwischenhändler wurden Sprossen des Hofes an ein Golfhotel im Kreis Lüneburg geliefert. Hier erkrankten 11 von 30 Mitgliedern einer schwedischen Reisegruppe sowie ein Däne. In einem Restaurant in Lübeck infizierten sich 17 Gäste. Das Restaurant hatte ebenfalls Sprossen aus Bienenbüttel bezogen. Ein Zwischenhändler lieferte Sprossen aus Bienenbüttel an ein Gasthaus in Klein Meckelsen im Kreis Rotenburg, wo vier Gäste erkrankten. Außerdem wurden Sprossen über einen beziehungsweise zwei Zwischenhändler an drei Kantinen und ein Bochumer Hotel geliefert, wo sich überall Gäste mit EHEC infizierten. Die Standorte der Kantinen und die Anzahl der Erkrankten nannte das niedersächsische Ministerium nicht. Nach Angaben des hessischen Verbraucherministeriums hatten Kantinen in Darmstadt und Frankfurt am Main, in denen sich zahlreiche Menschen mit dem Keim ansteckten, Sprossen aus Bienenbüttel erhalten. Daneben sollen nach Angaben des Ministeriums weitere 37 Kunden überprüft werden, die im Zeitraum zwischen dem 19. April und dem 3. Juni Sprossen von dem Biohof kauften. Die Sprossen wurden einzeln oder in Mischungen über Reformhäuser, Wochenmärkte sowie direkt vermarktet. Vor allem die Mischung „Milde Sprossen" steht unter Verdacht.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: wolin-w (06.06.2011)
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