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Durchfall-Erreger: Zahl der Todesfälle durch EHEC steigt auf neun
Drei weitere Menschen sind in Norddeutschland dem gefährlichen Durchfallerreger EHEC erlegen. In der Nacht zum Samstag starb eine 87-Jährige an den Folgen der Erkrankung, wie eine Sprecherin des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) am Samstag sagte. In einem Krankenhaus im Kreis Herzogtum-Lauenburg in Schleswig-Holstein starb dem schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerium zufolge eine 84-Jährige an den Folgen einer schweren Darminfektion, dem sogenannten Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS). Am Morgen war eine 38-Jährige an dem gefährlichen Durchfallerrege gestorben. Eine Frau aus Osdorf (Kreis Rensdsburg-Eckernförde) war am 14. Mai erkrankt und starb nun in Kiel an Nierenversagen.
Das sagte der Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses, Roland Ventzke, den „Kieler Nachrichten“. „Als die Frau zu uns auf die Intensivstation kam, war im Grunde schon alles zu spät“, sagte er.
Die 38-Jährige war zunächst in Eckernförde behandelt und am 20. Mai mit schweren Nierenproblemen nach Kiel verlegt worden. „Sie hatte keine Vorerkrankungen“, sagte eine Sprecherin des Städtischen Krankenhauses. Ihr Zustand sei bereits bei der Einlieferung in Kiel kritisch gewesen.
EHEC-Keime sind eine besonders gefährliche Form des Darmbakteriums Escherichia
coli. Natürliches Reservoir der Bakterien ist der Darm von Wiederkäuern,
speziell von Rindern.
Die Keime können durch rohes Fleisch und rohe Milch, aber auch von Mensch zu
Mensch übertragen werden.
Eine EHEC-Infektion führt zu Durchfällen, die auch blutig sein können. Weitere
Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen. Als Folge
droht das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das zu einer schweren
Nierenschädigung und sogar zum Tode führen kann.
Das Robert Koch-Institut hat seit Einführung der Meldepflicht 2001 in
Deutschland jährlich zwischen 800 und 1200 EHEC-Erkrankungen registriert.
Aus Angst vor EHEC achtet die Mehrheit der Deutschen einer Umfrage zufolge derzeit besonders auf ihre Gemüseauswahl. 58 Prozent der Deutschen folgen dem Rat des Robert-Koch-Instituts (RKI) und verzichten auf den Verzehr von rohen Gurken, ungekochten Tomaten und Salat, wie eine Emnid-Umfrage für die „Bild am Sonntag“ ergab. Besonders vorsichtig sind demnach Senioren.
Trotzdem steigt die Zahl der Erkrankten vor allem in Norddeutschland weiter an. Allein in Schleswig-Holstein waren bis Freitagabend 248 EHEC-Fälle bestätigt, wie ein Sprecher Kieler Gesundheitsministeriums am Samstag sagte. Am Donnerstag hatte diese Zahl bei 109 gelegen. Zudem leiden in Schleswig-Holstein immer mehr Menschen dem sogenannten Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS). Die Zahl der bestätigten HUS-Fälle lag am Freitagabend bei 73.
Auch in Niedersachen erkranken mehr Menschen an EHEC. Bislang seien 141 Fälle bestätigt, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Hannover. Am Freitag waren es noch 99 Fälle. Derweil gibt es ein wenig Hoffnung: Sechs EHEC-Infizierte mit Komplikationen bekommen im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) derzeit einen speziellen Antikörper gegen HUS. Das sagte Prof. Rolf Stahl. Der Antikörper Eculizumab soll gegen das akute Nierenversagen bei HUS wirken, wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtet. Ärzte und Wissenschaftler aus Heidelberg, Montreal und Paris berichten im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ über die erfolgreiche Behandlung von drei Kleinkindern mit diesem Antikörper. Die Kinder waren im vergangenen Jahr nach EHEC-Infektionen an HUS erkrankt. Wofür steht die Abkürzung EHEC? EHEC steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien. Das ist eine besondere Form von Escherichia coli-Bakterien, von denen es viele harmlose Vertretet gibt, aber eben auch solche, die Krankheiten verursachen können. EHEC kommen normalerweise im Verdauungstrakt von Wiederkäuern wie Rindern vor. Die Tiere erkranken selbst nicht, scheiden die Bakterien aber mit dem Kot aus. Menschen können sich über direkten Kontakt oder indirekt über verunreinigte Lebensmittel anstecken. Handelt es sich bei dem Verursacher der aktuellen EHEC-Fälle um einen neuen Erreger? Nein. Das Münsteraner Hygiene-Institut hat den inzwischen Erreger identifiziert. Es handelt sich um HUSEC41, einem von 42 bekannten EHEC-Typen, die seit 1996 in Deutschland auftreten. HUSEC41 trat allerdings bislang kaum in Erscheinung. Jedenfalls gibt es bislang keinen dokumentierten Ausbruch dieses EHEC-Typs. Ist der jetzt grassierende Erreger HUSEC41 gefährlicher als andere EHEC-Bakterien? Das scheint so zu sein. Seit der Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 registriert das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) bundesweit jährlich zwischen 800 und 1200 EHEC-Erkrankungen. Doch die aktuellen Krankheitsverläufe sind offenbar aggressiver. Insbesondere ist HUSEC41 gegen die meisten Antibiotika resistent. Ist der Einsatz von Antibiotika gegen EHEC überhaupt sinnvoll? Der Einsatz von Antibiotika bei EHEC-Infektionen ist grundsätzlich problematisch. Es kann nämlich passieren, durch das Abtöten der Erreger verstärkt EHEC-Giftstoffe freigesetzt werden. So kann sich durch die Behandlung die Lage des Patienten sogar verschlimmern. Gibt es einen Zusammenhang zu den sogenannten Krankenhauskeimen, an denen hierzulande jährlich bis zu 30.000 Menschen sterben? Nein. Das sind andere, sehr viel aggressivere Bakterien. Was sie mit den EHEC-Erregern gemein haben ist lediglich ihre große Resistenz gegen Antibiotika. Warum kann eine EHEC-Infektion tödlich verlaufen? Die schwerste Komplikation bei einer EHEC-Infektion ist das hämolytisch-urämische Syndroms (HUS), welches zu akutem Nierenversagen führen kann. Bei dem jüngsten Ausbruch sind bereits mehr als 200 HUS-Fälle aufgetreten – mehr als sonst in einem ganzen Jahr. Woran kann ich erkennen, dass ich an EHEC erkrankt bin? Eine EHEC-Infektion kann sich zeigen als unblutiger, meist wässriger Durchfall. Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen, seltener Fieber. Bei 10 bis 20 Prozent der Erkrankten entwickelt sich als schwere Verlaufsform ein Durchfall mit krampfartigen Bauchschmerzen, blutigem Stuhl und teilweise Fieber. Die Infektion kann aber auch ohne Beschwerden verlaufen und somit unerkannt bleiben. Treten auch nur einzelner dieser Symptome auf, ist auf jeden Fall ein Arzt zu konsultieren. Auch alle Apotheken beraten. Warum sind besonders Frauen von EHEC-Infektionen betroffen? Die als Quelle für die EHEC-Infektionen kontaminiertes Gemüse identifiziert wurde, kann man annehmen, dass Frauen deshalb häufiger betroffen sind, weil sie sich bei der Reinigung und Zubereitung des Gemüse infizieren konnten. Und die machen Frauen immer noch häufiger als Männer. Woher stammen die Keime? Das EHEC-Bakterium befindet sich oftmals im Kot von Nutztieren. Die Infektion kann beim direkten Kontakt mit Tieren aber auch beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel - zum Beispiel Rindfleisch oder Rohmilch - übertragen werden. Die aktuellen EHEC-Fälle sollen von Gemüse herrühren, das aus Spanien importiert worden ist. Wie kann man sich vor EHEC-Bakterien schützen? Aktuell wird vor dem Verzehr von Blattsalaten, Salatgurken und rohen Tomaten gewarnt. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, bei der Verarbeitung von Gemüse auf die Hygiene zu achten. Bretter, Messer und natürlich auch die eigenen Hände sollten gründlich gereinigt werden. Wer in diesen Tagen auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte Gemüse abgekocht essen. EHEC-Bakterien lassen sich durch Erhitzen abtöten. Ist EHEC von Mensch zu Mensch übertragbar? Nicht so leicht, wie etwa Grippeviren, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden können. EHEC-Bakterien werden nur durch sogenannte Schmierinfektion übertragen. Konkret heißt das: Bakterien können beim Toilettenbesuch auf Hände übertragen werden. Werden diese nicht hinreichend gewaschen, können die Bakterien bei Kontakt mit Lebensmitteln schließlich beim Essen von anderen Menschen aufgenommen werden. Was also vor EHEC schützt ist gute Hygiene. In der Berichterstattung ist auch von HUS die Rede. Was ist das? HUS steht für hämolytisch-urämisches Syndrom, einen besonders schweren Verlauf der EHEC-Erkrankungen. Dabei kann es zu Nierenversagen und Blutarmut kommen. Das kann lebensbedrohlich sein. Was muss ich tun, wenn ich betroffen bin? Zunächst sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Außerdem sollen EHEC-Erkrankte viel trinken, um den Flüssigkeits- und Salzverlust auszugleichen. Hygiene ist ein Muss, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Mit dem Bakterium infizierte Patienten sollten auf keinen Fall Antibiotika nehmen. Diese könnten die Situation noch verschlimmern, erklärte ein Arzt des Berliner Krankenhauses Charité. Wenn die Bakterien durch das Antibiotikum in großem Umfang zerfallen, werden vermehrt Gifte aus den Bakterien freigesetzt. Darf ich im Moment noch tiefgefrorenes Gemüse essen? Ja. Das tiefgefrorene Gemüse, das sich im Tiefkühlfach oder im Supermarkt befindet wurde vor längerer Zeit geerntet und hat mit den aktuellen EHEC-Fällen nichts zu tun. Außerdem gelten bei der Produktion von Tiefkühlprodukten besondere Hygienestandards. Die namhaften Hersteller dieser Produkte können es sich gar nicht leisten, infizierte Lebensmittel in den Handel zu bringen. Kann es sein, dass jemand das Gemüse absichtlich mit den EHEC-Erregern infiziert hat? Im aktuellen Fall ist dies sehr unwahrscheinlich, auch wenn solche Verschwörungstheorien öffentlich geäußert worden sind. Doch theoretisch ist es natürlich denkbar, dass jemand auf diese Weise einen biologischen Anschlag ausübt. Zumindest ein Fall in den USA ist bekannt, wo ein Täter absichtlich ein Salatbuffet in einem Restaurant mit Darmbakterien verunreinigt hat und es deshalb zu entsprechenden Erkrankungen kam. Für einen terroristischen Anschlag eignen sich allerdings EHEC- und andere Darmbakterien kaum, dafür sind die Folgen eines solchen Anschlags doch vergleichsweise überschaubar. Unterdessen läuft die Suche nach der Herkunft des gefährlichen Durchfallerregers weiter auf Hochtouren. Ob die an Salatgurken in Hamburg gefundenen Erreger mit denen der infizierten Menschen übereinstimmten, ist weiter unklar.
Am Donnerstag war an vier Salatgurken aus dem Großmarkt der Hansestadt konnte das Bakterium nachgewiesen werden. Drei der Gurken stammten aus Spanien, die vierte Gurke wurde wohl aus den Niederlanden geliefert. Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) zum Beispiel geht aber davon aus, dass es noch weitere Infizierungsquellen gibt. Für dieses Video wurde kein passender Videoplayer gefunden. Zum abspielen dieses Videos benötigen Sie einen aktuellen Adobe© Flash Player.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: wolin-w (28.05.2011)
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